Bundesamt für Kartographie und Geodäsie

Meilensteine in der Geophysik 2/4

Inbetriebnahme des Großringlasers 'G' zur Messung von Erdrotationsschwankungen (2001)

Die Messungen am Geodätischen Observatorium Wettzell dienen primär dazu, globale Referenzsysteme zu realisieren und Erdrotationsschwankungen zu beobachten. Aber neben diesen geodätischen Anwendungen spielen die Messergebnisse auch in der Geophysik eine wichtige Rolle, was zeigt wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit ist.

Ein kürzlich erschienener Artikel von Thomas Forbriger, Henriette Sudhaus und Walter Zürn* führt Meilensteine in der Geophysik der letzten 140 Jahre auf. Darunter sind vier Meilensteine, zu denen Techniken wie sie in Wettzell betrieben wurden und werden, aber auch Beobachtungen bzw. Entwicklungen aus Wettzell selbst maßgeblich beigetragen haben.

Die geodätischen Raumverfahren wie SLR oder Very Long Baseline Interferometry (VLBI) können die Erdrotation und die Verlagerung der Erdrotationsachse (d. h. Nord- und Südpol liegen nicht immer exakt an der gleichen Stelle) hochgenau bestimmen. Das funktioniert mithilfe eines globalen Netzwerks von Messstationen beider Messverfahren. Allerdings wird damit nur zu ganz bestimmten Zeitpunkten gemessen (z. B. im Abstand von Tagen bei VLBI oder wenn wieder schönes Wetter ist, bei SLR). Was dazwischen passiert, weiß man nicht. Für die Geophysik sind aber auch diese Zeiträume interessant.

Ein Meilenstein in dieser Hinsicht ist der Ringlaser „G“ in Wettzell. Aus den Messdaten dieses einzigartigen Instruments kann u. a. die Bewegung der Erdrotationsachse (ohne zur Hilfenahme weiterer Messstationen) mit ausreichend hoher Genauigkeit abgeleitet werden, und das mit einem gemittelten Wert alle 30 min.

Der Fachartikel mit allen Meilensteinen ist hier zu finden (PDF, engl.): Milestones

* Thomas Forbriger, Henriette Sudhaus & Walter Zürn (2023): Milestones in precise Earth observation and their impact. Schriftenreihe “Geophysik im Wandel” 01/2023, Deutsche Geophysikalische Gesellschaft e.V., Hannover.